Besuch in Wales im April 2022
Als ich vor 5 Jahren mit dem Long Range schiessen begonnen habe, habe ich mich gefragt wo und wie kann ich mir die Fähigkeiten dafür aneignen. Unter anderem bin ich bei einer privaten Schiessschule in Wales gelandet. Es handelt sich dabei um WMS Shooting in Wales / UK. Die Leitung ist bei Andrew Venables der seit 2006 die Anlage führt. Er hat sein ganzes Leben mit dem Schiessen in verschiedenen Disziplinen (Jagd, Long Range) zu tun gehabt. Nach der Pandemie habe ich nun also entschieden ein weiteres Mal (mein dritter Besuch) nach Wales zu reisen und mich im Long Range Schiessen unterrichten zu lassen. Ich habe mich für 2 Schiesstage mit Andrew entschieden. Für die Einreise nach UK müssen die entsprechenden Dokumente beschafft werden. Mit einer Kopie des Europäischen Feuerwaffenpass kann WMS das entsprechende „Firearms permit“ in UK beschaffen – genügend Vorlaufzeit einrechnen! Wenn man mit dem Flugzeug reist, wie ich, muss bei der Swiss ein entsprechendes Zusatzgepäck gebucht werden. Für das Check-in muss genügend Zeit eingerechnet werden. Nachdem am Flugschalter alles erledigt war, stand einem tollen Anlass nichts mehr im Wege.
Die Shooting Rang liegt ca. 3 Autostunden von Birmingham entfernt. Mit dem Mietauto oder einem Transfer kommt man gut dorthin. Übernachten kann man in der Region in B&B oder Hotels, auf Wunsch hilft WMS bei der Buchung. Im Vorfeld habe ich mit Andrew abgesprochen was meine Ziele für die 2 Tage sind. Dies ist wichtig, damit die entsprechenden Scheiben/Distanzen vorbereitet werden und wünsche so gut als möglich berücksichtigt werden können.
Zum Wetter: Wales hat ein gemässigtes Klima, oft leichter Regen. Dafür selten sehr kalt aber auch immer Wind! Wir hatten an den beiden Tagen am Morgen jeweils leichten Regen der dann aufgehört hat und mit 10 bis 14 Grad auch angenehme Temperaturen. Im Verlaufe des Tages kam dann auch immer noch Wind in der Stärke von 3 bis 8 m/s dazu.
Am Dienstag war mein erster Tag auf der Range. Es gibt Distanzen von 25 Meter bis 2000 Meter. Die Zielhänge sind alle im Fels/Kies, somit ist eine gute Treffererkennung gewährleistet. Die Stahlziele sind mit heller Farbe eingesprüht. Bei einem Treffer hinterlässt es einen gut erkennbaren dunklen Abdruck. Für die verschiedenen Distanzen muss man jeweils den Scheibenstand wechseln. Dadurch ist es möglich individuelle Distanzen zu wählen, es gibt keine fest installierten Schiessstände. Man schiesst von einer Wiese, Feldweg oder einer Bergspitze nach gewünschter Distanz.
Als erstes ging es zum Kontrollschiessen. Auf 100 Meter wird die Waffe nochmals Zero-geschossen um sicherzustellen, dass auf der Reise nichts verstellt wurde. Bei mir war alles i.o. Auf meinen Wunsch haben wir die V0 gemessen und unsere Daten damit aktualisiert.
Jetzt folgten verschieden Übungen um die Technik zu verbessern.
Die folgenden Übungen auf 100 Meter mit einem 22er LR sollen das Verständnis für die Windeinschätzung verbessern. Dazu gehört die Beobachtung der Umgebung um die stärke des Windes abzuschätzen.
Das Ziel auf 100 Meter wurde mit dem ersten Schuss Fleck beschossen. Aufgrund von Windeinfluss ist der Treffer nicht im Zentrum wie erwartet. Sofort einen zweiten Schuss abgeben um im gleichen «Windfenster» zu sein, dabei jedoch die Korrektur über Vorhalten ausgleichen.
Die zweite Übung war auf verschieden Ziele in verschiedenen Distanzen, dabei haben die Ziele auch verschieden Grössen. Auf die Distanz zwischen 80 und 150 Meter mit dem Kleinkaliber bei Wind sind dann doch eine Herausforderung und ideal zum üben.
Als letzte Übung war eine Leiter von runden Scheiben mit verschiedenen Durchmessern – 10 cm / 8 cm / 6 cm / 4 cm / 2 cm. 5 Schuss standen zur Verfügung und man durfte die nächste Scheibe nur beschiessen, wenn die vorhergehende getroffen wurde – just fun!
Bei all diesen Übung geht es darum die Routine für die Abläufe auf grosse Distanzen zu erarbeiten und zu verinnerlichen. Ich habe diese Routine noch nicht und war dankbar zu sehen, wie Wind und Distanz und Zeit wichtige Kriterien sind und konnte daran arbeiten.
Nun geht es darum das soeben gelernte mit meinem eigenen Gewehr umzusetzen.
Mit dem Jeep geht es zur ersten Entfernung auf 456 Meter. Zuerst die Höhenkorrektur ermitteln und einklicken und alle übrigen massgeblichen Daten überprüfen. Andrew hat im Vorfeld meine Kaliberdaten auf sein Kestrel geladen und so konnte ich ihm sagen was ich einklicken würde und wir haben es dann besprochen ob das funktioniert – perfekter Sparringspartner.
Auf diese Distanz haben wir dann jeweils Gruppen von 2 oder 5 Schuss gemacht. Das Windlesen habe ich als sehr schwierig empfunden. Es gibt nur wenig Bäume dafür viel Gras und kleine Büsche. Diese müssen als Windindikatoren reichen.
Danach ging es auf 856 Meter und wir spielten das gleich nun auf eine grössere Distanz durch. Dabei hat man gut bemerkt, wie wichtig es ist im richtigen Windfenster zu sein um gute Treffer zu erhalten. Besonders bei den 5 Schussgruppen muss das Tempo hochgehalten werden oder man muss erkennen wann der Wind wechselt.
Damit ging der erste Tag zu Ende und mit dem Jeep hat mich Andrew zurück zum Hotel gebracht. Das Mittagessen gab es auf der Range aus dem Rucksack und das Abendessen war dann im Hotel.
Am zweiten Tag ging es zuerst wieder zum Kontrollschiessen. Danach wollten wir auf 850 Meter. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es gab leichten Nebel der sich um die Bergspitzen gelegt hat. Somit mussten wir nochmal auf die 22er umsteigen und haben die Übungen vom Vortag wiederholt, in der Hoffnung der Nebel lichtet sich. Tatsächlich war der Nebel nach 40 Minuten weg und wir fuhren auf die 850 Meter. Wieder haben wir die Gruppen von 2 Schuss aber auch Gruppen von 5 Schuss gemacht um die Windverhältnisse besser in den Griff zu bekommen. Bisher haben wir immer auf einer Ebenen geschossen und somit über den Boden.
Jetzt ging es auf die 1050 Meter. Mit dem Jeep ging es auf einen kleinen Berg und auf der Spitze des Berges haben wir unseren Schiesstand eingerichtet. Der Höhenunterschied auf dieser Bahn vom Boden zur Schussline war ca. 90 Meter. Dies erschwert die Einschätzung des Windes gleich nochmals. Unter fachkundiger Anleitung mit Andrew als Spotter haben wir auch diese Distanz bewältigt.
Während den Pausen hatten wir Zeit um Themen wie «Aerodynamical Jump» oder auch Vorteile und Nachteile der verschiedenen Kaliber und auch andere Themen zum Long Range schiessen zu besprechen.
Alles in allem war es ein super Anlass für mich und ich habe wieder sehr viel bei Ihm gelernt.
Urs , April 2022, SMKSG
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