Mündungsbremse, Schalldämpfer oder ganz ohne?
Der Einsatz einer Mündungsbremse (MB) oder eines Schalldämpfers (SD) hat ganz grob drei Wirkungen, die erste auf den Lauf, die zweite auf das Geschoss und die dritte auf den Schützen. Wir beginnen mal ganz am Schluss, beim Schützen.
Entspanntes Schiessen ist ein wichtiger Punkt, denn wenn der Schütze sich vor dem nächsten Abschuss fürchtet, weil ihn sein Gewehr jedes Mal tritt, dann hat das unmittelbar oder mittelbar, also mit der Zeit, die Folge dass er instinktiv Gegenmassnahmen ergreift. Das kann ich ganz schlecht verhindern, denn mein Gehirn entscheidet selbsttätig, dass es etwas unternehmen muss. Die Folge ist, dass ich eine Anspannung aufbau, um den Schlag zu mindern resp. Aufzunehmen, wir haben schon verschiedentlich über diese Schussmeidung gesprochen. Je feiner der Abschuss ist, desto entspannter bin ich und arbeite nicht gegen das Gewehr. Nun sagen sicher einige unter uns, was soll das Getue, ist doch nicht so schlimm! Wer wie ich z.B. mit .300gr 338er Geschossen schiesst findet das absolut nicht unnötig, hier ist der SD eine wahre Wohltat, und auch eine .300 WinMag ohne MB ist nicht wirklich auszuhalten. Gerade auch uns “Vielschiesser” kann eine Schussmeidung jederzeit kalt erwischen und ist was sehr Unfeines. Dazu kommt, dass ein durch den Abschuss unruhige Gewehr verhindert, dass ich den Einschlag sauber beobachten oder im besten Fall sogar der Flugbahn, dem bullet-trace, nachschauen kann. So eine Flugbahn ist was ganz Feines, denn ich sehe genau, wo z.B. das Geschoss in eine Aufwärtsthermik eintritt oder vom Wind mitgenommen wird. Auch ein “Hochschlagen” kann durch eine asymmetrische MB sehr gut verhindert werden. Beim Schalldämpfer kommt noch dazu, dass mein Gehör deutlich geschont wird, und der Schuss geht noch einmal deutlich feiner raus, eine .338 fühlt sich bei einem guten SD wie eine .223 an.

Beim Geschossaustritt aus dem Lauf ist das so ähnlich, wie wenn der Sektkorken aus der Flasche knallt, es kommt zu einer unmittelbaren Entspannung der Gase und zu grossen Verwirbelungen. Leider geschieht dies nicht absolut symmetrisch um das Geschoss herum, sondern an irgendeinem Punkt strömt das Gas zuerst heraus, durch einen kleinen Kratzer, oder durch das Taumeln des Geschosses im Lauf bildet sich so ein Punkt, und dies gibt dem Geschoss einen Tritt in eine Richtung. Das Geschoss beginnt dadurch noch stärker zu Taumeln und beruhigt sich erst nach einer bestimmten Flugstrecke durch seine Eigenrotation. Es ist also unser Ziel, dass sich die Gase nicht so schlagartig und einseitig, sondern über eine gewisse Strecke und gerichtet entspannen, und hier hilft die Mündungsbremse und insbesondere der Schalldämpfer sehr.

Die dritte Wirkung betrifft den Lauf. Im besten Fall beruhigt die zusätzliche Masse der MB oder des SD den Lauf. Muss nicht, aber kann gut sein. Hierbei bezieht sich diese Aussage vor allem auf frei schwingende Läufe. Läufe die mehrfach oder über eine längere Strecke gelagert sind reagieren oft eher negativ auf diese zusätzliche Masse.
Nun gibt es nicht nur positive Eigenschaften sondern wie immer auch neue Probleme. Als erstes fällt dem Schützen auf, das gerade bei grossen Kalibern ab .338 aufwärts die Mündungsbremse bei den daneben liegenden Schützen nicht zur Entspannung beiträgt. Wer schon einmal im “Abwind” einer 50BMG in der Schiessstellung lag weiss wovon ich spreche. Assi-Bremse musste ich mit da schon anhören, wenn ich mit meiner kurzen SIG 716 in .308 neben einem Kollegen schnelle Sequenzen schoss.
Die zweite Erkenntnis ist, dass sich Schalldämpfer sehr schnell erwärmen und so eine Mirage produzieren, die sehr unangenehm ist und zu Hochschüssen führt, weil das Ziel durch die Mirage mitgenommen wird. Und auch die Verschmutzung der Waffe nimmt zu, oft sieht man, dass die Gase regelrecht durch den Lauf zurück in die Waffe gedrückt werden und der Schütze diese dann wieder abbekommt.

Das Schiessen mit Mündungsbremse ist bereits ab einem Kaliber .308 absolut zu empfehlen, wenn der Lauf die MB gut verträgt. Das Schiessen mit Schalldämpfer ist eine eigene Sache für sich, denn der Einsatz birgt auch einige Risiken. Schlecht montierte oder überhitzte SD führen zu Defekten, die nicht ungefährlich sind. Hier empfehlen wir ganz klar sich an die Herstellerangaben zu halten und den Dämpfer sehr oft auf richtigen Sitz und festen Halt zu überprüfen sowie den Dämpfer auch regelmässig abkühlen zu lassen.
Auch die Trefferlage verändert sich natürlich durch den Einsatz von MB und SD, aber das hat wenig Einfluss auf unser Schiessen, denn wir haben unsere Tabellen und Daten, die dies berücksichtigen. Beim Longrangeschiessen ist der Einsatz von Mündungsbremsen heute der Standart, die Schalldämpfer sind inzwischen bei vielen von uns im Einsatz, verlangen aber deutlich mehr Aufmerksamkeit.
Alfred, 12.09.2019, SMKSG
Neueste Kommentare