Der Nagant; ein Kurzbericht
Wer sich mit Long Range beschäftigt, der hat meist mit modernen, präzisen und auf den Schützen anpassbaren Büchsen zu tun. Die heutigen Waffen lassen nahezu keine Wünsche offen und es gibt für jedes Einsatzspektrum eine dafür entworfene oder angepasste Waffe.
Die Ursprünge des Long Range oder auch Präzisionsschiessens gehen aber weit zurück ins 19. Jahrhundert, wo die Anfänge des militärischen gezielten Distanzschusses zu finden sind. Wirklich ernsthaft professionalisiert und standardisiert mit entsprechend nötig präzisem Gerät und brauchbaren Zielfernrohren sind die Anfänge aber in den Schützengräben des 1. Weltkriegs zu verorten.
Als begeisterter Langdistanzschütze habe ich mich auch mit der Geschichte des militärischen Distanzschusses beschäftigt und ich denke man kann durchaus behaupten, dass der russische Mosin Nagant und der deutsche K98 als die ersten modernen Ur-Scharfschützenwaffen bezeichnet werden dürfen und wohl weltweit in Schützenkreisen nebst der Kalaschnikov zu den berühmtesten Gewehrmodellen gehören.
Anfang 2018 hatten wir die Möglichkeit einen Nagant bei -5º und starker Bise auszuprobieren. Geschossen wurde auf eine Distanz zwischen 400 – 500m. Man mag sich gar nicht vorstellen wie es damals im finnischen Winterkrieg oder in Stahlingrad war. Wir hatten mit unseren dicken Handschuhen und Mützen teils unsere liebe Not das Gerät schlau zu bedienen. Da der Nagant kein Magazin hat sondern nur von oben einzeln geladen werden kann war es eine fummelige Angelegenheit mit den Handschuhen. Ein Nachladen mittels Ladestreifen ist wegen des Zielfernrohrs nicht möglich.
Das 4-fach original Zielfernrohr entspricht natürlich in nahezu allen Bereichen nicht mehr dem heutigen Standard und ist auch von der Funktionsweise her völlig anders konstruiert als ein modernes Zielfernrohr. Es hat eine fixe Vergrösserung und das Absehen entspricht dem Absehen 1. Die Drehtürme sind stufenlos. Im Innern es Glases wird aber einfach das Absehen hin und her geschoben und nicht ein auf den Linsen aufgeprägtes Absehen.
Das Kaliber ist das russische Standartkaliber 7.62 x 54R. Das «R» steht für Rand. Es ist eine sehr potente Patrone und ist auf mehrere hundert Meter einsetzbar. Mit Beobachter sind laut Kameraden welche auch auf grössere Distanzen mit dem Nagant geschossen haben durchaus auch Treffer bis 800 – 900m möglich, auch ohne ZF.
Wir können diese Schilderungen durchaus für plausibel ansehen. Nachdem wir uns mit der Optik angefreundet hatten und die Waffe nach ein paar Schuss einschätzen konnten wurde die Scheibe auf 500m jedes Mal ohne Probleme mehrfach hintereinander in rascher Schussfolge getroffen. Der Rückstoss der Waffe ist um einiges angenehmer als im Vergleich zu einem K31 oder K98.
Den Nagant zu schiessen hat grossen Spass gemacht und ist eine gelungene Abwechslung zum ganzen High-Tech, welchen man sonst im Verein so antrifft. Nach Möglichkeit werden wir diesen sicher wieder ab und zu mit auf Platz nehmen.
Daten:
- Entwicklungsjahr: 1891
- Produktionszeit: 1891 – 1965
- Länge: 1’234mm
- Gewicht: 3.9kg
- Magazinkapazität Kastenmagazin: 5 Schuss
- Kaliber: 7.62 x 54R
Interessante Weblinks:
http://7.62x54r.net/
http://www.russian-mosin-nagant.com/
http://www.mosinnagant.net/
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